Mittwoch, August 30, 2006

emergenz.

"Eine Schneeflocke sieht aus wie vom Silberschmied gefertigt. Wir erkennen in einer Wolke am Himmel auf einmal ein Schäfchen wie es auf der Weide steht, sehen auf unscharfen Schnappschüssen des Nachthimmels ein UFO. Eine Bienenkolonie erscheint organisiert wie eine Gesellschaft. Vögel, Insekten, Fische und Viehherden bilden eine Formation. Das Pfauenauge ist ein Schmetterling, der sich wie viele andere kleine Tiere durch das Farbenspiel seiner Oberfläche vor Feinden schützt. Sie geben vor ein größeres Tier oder gar nicht da zu sein. Ein Wort zerfällt in Silben und Buchstaben, die nichts bedeuten. Die alte Dame erzählt, dass ihr Schoßhündchen sie genau verstehe, und gerade jetzt scheint es zu lächeln. Ein Wort ist ein Wort und hat eine oder viele Bedeutungen. Wir personalisieren ein PC-Interface und sprechen ihm Intelligenz zu oder wir durchschauen seine programmierte Begrenztheit. Wir können mit moderner Kunst nichts anfangen oder interpretieren vieles hinein. Ein Stück Papier ist einfach Papier, oder es ist ein altertümliches Schriftstück oder ist ein Geldschein von hohem ökonomischem Wert.

Man kann eine Sache so oder so betrachten. Dinge bedeuten dies und in einem anderen Sinn auch das. Es hat mit dem plötzlichen Auftauchen von Bedeutung, von Ordnung, von Struktur zu tun und heisst Emergenz."
Christian Vollmer (2005). Theorien der Emergenz (1).


Dave McKean (1997). Cages. Band 2: Linien (51-52).

Ein emergenter Papagei? Der geneigte Leser mag über Edie Featherskills Verhalten erstaunt sein. Doch für sie ist das normal. Sie hat sonst niemanden zum Reden. Es soll Menschen geben, die sich mit der Paprika im Supermarkt unterhalten.
Manchmal unterhalte ich mich mit meiner Kamelie - aber nur wenn ich guter Hoffnung bin, dass sie doch nicht eingeht. Mit Kakteen hingegen unterhalte ich mich grundsätzlich nicht.

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